Veranstaltungsort: Barockhaus, Johannes-Wüsten-Saal
9.00 Uhr | Eröffnungsvortrag: Ist Europa noch zu retten?
Nur ein Europa, das gewollt wird und an sich selbst glaubt, kann auf Zukunft setzen. Nur ein Europa, das sich auf Toleranz versteht und sich dieser verpflichtet weiß, darf mit Glaubwürdigkeit rechnen.
Referent: Prof. Dr. Heinrich Schmidinger
1993–2022 Professor für Philosophie an der Katholisch-Theologischen Fakultät in Salzburg, 2001–2019 Rektor der Universität Salzburg, 2011–2015 Präsident der Österreichischen Universitäten-Konferenz.
10.00 Uhr | Onlinevortrag: Europa in postkolonialer Perspektive
Europa versteht sich als Verfechter von Gleichheit, Freiheit, Demokratie und Menschenrechten, doch der Vorwurf der postkolonialen Kritik betont, dass dieses Selbstbild koloniale Gewalt, Sklaverei und Genozid ausblendet. Postkoloniale Utopien erfordern Aufarbeitung, Demut sowie Verantwortung und Respekt gegenüber dem nicht-europäischen Anderen.
Referentin: Prof. Dr. Nikita Dhawan
Professorin für Politische Theorie und Ideengeschichte an der Technischen Universität Dresden, Expertin für globale Gerechtigkeit, Menschenrechte, Demokratie und Dekolonialisierung, ausgezeichnet u. a. mit dem Käthe-Leichter-Preis (2017).
11.00 Uhr | Kaffeepause
11.30 Uhr | Europa um 1600: Universalistische Konzepte und wachsender Zwiespalt
Die ältere Geschichtsschreibung stellte die universale Einheit des europäischen Mittelalters der Spaltung Europas in der Neuzeit gegenüber. Die jüngere Historiographie löste sich davon: Bis ins frühe 17. Jahrhundert wirkten universalistische Einheitsvorstellungen fort. Deren Wirkungen waren ambivalent: Einerseits trugen sie zu wachsenden Spannungen bei, die sich in militärischen Konflikten wie dem Dreißigjährigen Krieg entluden. Andererseits prägten sie auch Versuche, militärische Gewalt einzudämmen.
Referent: Prof. Dr. Christoph Kampmann
Lehrstuhlinhaber für Geschichte der Frühen Neuzeit an der Universität in Marburg, Experte für die Geschichte politischer Strafjustiz im Dreißigjährigen Krieg sowie für Friedensvorstellungen und Friedenspolitik zwischen dem 16. und dem 18. Jahrhundert.
12.30 Uhr | Mittagspause
14.00 Uhr | Europa in den Staatstheorien an der Schwelle vom 16. zum 17. Jahrhundert
Die Untersuchung spannt einen Bogen von den Europabildern ausgewählter politischer Denker um 1600 zu Jacob Böhmes Sicht auf Europa. Die Staatstheoretiker stammen aus drei verschiedenen Ländern und reflektieren jeweils die spezifischen politischen Verhältnisse ihrer Herkunftskontexte.
Referent: PD Dr. Roland Lehmann
Kirchenhistoriker und Privatdozent an der Universität Göttingen, forscht zur Reformationsgeschichte, Aufklärungstheologie sowie zur Kirchengeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts, zuvor an der Universität Jena tätig, vertritt er seit Mai 2024 Prof. Dr. Thomas Kaufmann am Lehrstuhl in Göttingen.
15.00 Uhr | Böhme in der europäischen Philosophiegeschichte
Der Vortrag zeichnet die Rezeption von Böhmes Schriften nach – von ihrer Zirkulation in europäischen Gelehrtennetzwerken über Handschriften bis zu frühen Editionen und Übersetzungen – und beleuchtet insbesondere ihre Wirkung im deutschen Idealismus (Baader, Schelling, Hegel). Im Fokus steht die Transformation der theosophischen Gotteslehre in ein Konzept von Lebendigkeit.
Referentin: Prof. Dr. Anne Eusterschulte
Professorin für Philosophiegeschichte an der Freien Universität Berlin, forscht zur Fragen der Wissensgeschichte und Ästhetik in der Philosophie der Vormoderne und ist an der Leitung eines Forschungsprojekts zu englischen Übersetzungen der Schriften Böhmes beteiligt.
16.00 Uhr | Kaffeepause
16.30 Uhr | Imagination und die Zukunft bei Böhme (in englischer Sprache)*
Referent: Prof. Dr. Douglas Hedley
Professor für Religionsphilosophie an der Universität Cambridge
* Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung lagen noch keine weiteren Information zum Vortrag vor.
17.30 Uhr | Zur frühen europäischen Rezeption Jacob Böhmes
Böhme hat sich aus dem deutschsprachigen Raum, soweit wir wissen, kaum hinausbegeben und keinerlei Kontakte ins Ausland gehabt. So entbehrt, dass er 1624 in einem Brief schreibt, seine Schriften seien »in ganz Europa erschollen«, zu dieser Zeit noch jeder Grundlage. Doch wird dies bereits wenige Jahre nach seinem Tod zur Realität.
Referent: Dr. Günther Bonheim
Autor zahlreicher Publikationen u. a. zu Jacob Böhme, Wilhelm Müller, Paul Celan sowie Vorstandsmitglied der Internationalen Jacob Böhme Gesellschaft, Mitherausgeber der »Böhme-Studien« und Herausgeber der kritischen Böhme-Edition.