Öffentliche Tagung

3. Internationale JACOB BÖHME TAGUNG vom 8.–10.10.25

Jacob Böhme gehört zu den wichtigsten Bürgern der geschichtsträchtigen Stadt Görlitz. Anfang des 17. Jahrhunderts hat er ein faszinierendes mystisch-philosophisches System entworfen, das auf Jahrhunderte hinaus Denkerinnen und Denker inspirieren sollte.

Heute wird dies- und jenseits der Neiße sein Andenken in kultureller Gemeinsamkeit gepflegt. Die alle zwei Jahre stattfindende Tagung führt weltweit bestehende wissenschaftliche Debatten über Böhme in Görlitz zusammen. In ihr verknüpfen sich das Gedenken vor Ort und ein internationaler Austausch.

Tagungsthema ist in diesem Jahr: »Böhme und Europa«

»Böhme ist eine faszinierende europäische Gestalt – der Schuhmacher aus Görlitz hat Philosophinnen und Philosophen auf dem ganzen Kontinent inspiriert und stellt bis heute eine Herausforderung dar. Dazu gehört auch seine schwer zu deutende, aber faszinierende Vorstellung einer neuen ›Reformation‹ im Horizont des Dreißigjährigen Krieges. In diesen neuen Kriegszeiten kann der Blick auf ihn tröstend und anregend zugleich sein.« (Prof. Dr. Volker Leppin, Vorsitzender des Jacob-Böhme-Beirats)

ANMELDUNG ERFORDERLICH

Wir bitten für Tagung und Podiumsdiskussion bis zum 2.10.25
um Anmeldung unter: museum@goerlitz.de oder +49 3581 671355

Programm

Mittwoch, 8.10.25

[~mehr anzeigen~]
Veranstaltungsort: Kulturforum Görlitzer Synagoge

18.00 Uhr | Feierliche Eröffnung der Tagung

Octavian Ursu, Oberbürgermeister der Stadt Görlitz und Prof. Dr. Volker Leppin (Universität Yale), Vorsitzender des Jacob-Böhme-Beirats

 

18.20 Uhr | Publikationspräsentation

Dr. Claudia Brink und Dr. Lucinda Martin

Vorgestellt wird die jüngst erschienene Publikation »Jacob Böhme. Perspektiven der Forschung«. Die in diesem Auftaktband versammelten Aufsätze sind das Ergebnis der ersten Internationalen Jacob-Böhme-Tagung.

 

18.40 Uhr | Podiumsdiskussion
»Böhme und Europa - Wohin mit dem Projekt Europa«

mit Prof. Dr. Gesine Schwan, Arnd Henze, Octavian Ursu - Moderation Michael Ernst

 

Über »Böhme und Europa« kann man nicht nur aus historischer Sicht sprechen. Daher werden in der Podiumsdiskussionn - moderiert von Autor Michael Ernst - drei Personen über das Projekt Europa debattieren, die auf unterschiedliche Weise mit dessen Gefährdungen konfrontiert sind. Octavian Ursu, Oberbürgermeister der Stadt Görlitz hat nahezu täglich mit der Frage der europäischen Existenz einer Stadt an der deutsch-polnischen Grenze zu tun. Prof. Dr. Gesine Schwan kennt als Politologin und langjährige Präsidentin der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) die Fragen des Miteinanders in Theorie und Praxis. Arnd Henze bringt seine langjährigen Erfahrungen als Auslandskorrespondent der ARD in die Debatte ein.


20.00 Uhr | Gespräche und Austausch

Donnerstag, 9.10.25

[~mehr anzeigen~]
Veranstaltungsort: Barockhaus, Johannes-Wüsten-Saal

9.00 Uhr | Eröffnungsvortrag: Ist Europa noch zu retten?

Nur ein Europa, das gewollt wird und an sich selbst glaubt, kann auf Zukunft setzen. Nur ein Europa, das sich auf Toleranz versteht und sich dieser verpflichtet weiß, darf mit Glaubwürdigkeit rechnen.

 

Referent: Prof. Dr. Heinrich Schmidinger
1993–2022 Professor für Philosophie an der Katholisch-Theologischen Fakultät in Salzburg, 2001–2019 Rektor der Universität Salzburg, 2011–2015 Präsident der Österreichischen Universitäten-Konferenz.

 

10.00 Uhr | Onlinevortrag: Europa in postkolonialer Perspektive

Europa versteht sich als Verfechter von Gleichheit, Freiheit, Demokratie und Menschenrechten, doch der Vorwurf der postkolonialen Kritik betont, dass dieses Selbstbild koloniale Gewalt, Sklaverei und Genozid ausblendet. Postkoloniale Utopien erfordern Aufarbeitung, Demut sowie Verantwortung und Respekt gegenüber dem nicht-europäischen Anderen.

 

Referentin: Prof. Dr. Nikita Dhawan
Professorin für Politische Theorie und Ideengeschichte an der Technischen Universität Dresden, Expertin für globale Gerechtigkeit, Menschenrechte, Demokratie und Dekolonialisierung, ausgezeichnet u. a. mit dem Käthe-Leichter-Preis (2017).

 

11.00 Uhr | Kaffeepause
11.30 Uhr | Europa um 1600: Universalistische Konzepte und wachsender Zwiespalt

Die ältere Geschichtsschreibung stellte die universale Einheit des europäischen Mittelalters der Spaltung Europas in der Neuzeit gegenüber. Die jüngere Historiographie löste sich davon: Bis ins frühe 17. Jahrhundert wirkten universalistische Einheitsvorstellungen fort. Deren Wirkungen waren ambivalent: Einerseits trugen sie zu wachsenden Spannungen bei, die sich in militärischen Konflikten wie dem Dreißigjährigen Krieg entluden. Andererseits prägten sie auch Versuche, militärische Gewalt einzudämmen.

 

Referent: Prof. Dr. Christoph Kampmann
Lehrstuhlinhaber für Geschichte der Frühen Neuzeit an der Universität in Marburg, Experte für die Geschichte politischer Strafjustiz im Dreißigjährigen Krieg sowie für Friedensvorstellungen und Friedenspolitik zwischen dem 16. und dem 18. Jahrhundert.

 

12.30 Uhr | Mittagspause
14.00 Uhr | Europa in den Staatstheorien an der Schwelle vom 16. zum 17. Jahrhundert

Die Untersuchung spannt einen Bogen von den Europabildern ausgewählter politischer Denker um 1600 zu Jacob Böhmes Sicht auf Europa. Die Staatstheoretiker stammen aus drei verschiedenen Ländern und reflektieren jeweils die spezifischen politischen Verhältnisse ihrer Herkunftskontexte.

 

Referent: PD Dr. Roland Lehmann
Kirchenhistoriker und Privatdozent an der Universität Göttingen, forscht zur Reformationsgeschichte, Aufklärungstheologie sowie zur Kirchengeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts, zuvor an der Universität Jena tätig, vertritt er seit Mai 2024 Prof. Dr. Thomas Kaufmann am Lehrstuhl in Göttingen.

 

15.00 Uhr | Böhme in der europäischen Philosophiegeschichte

Der Vortrag zeichnet die Rezeption von Böhmes Schriften nach – von ihrer Zirkulation in europäischen Gelehrtennetzwerken über Handschriften bis zu frühen Editionen und Übersetzungen – und beleuchtet insbesondere ihre Wirkung im deutschen Idealismus (Baader, Schelling, Hegel). Im Fokus steht die Transformation der theosophischen Gotteslehre in ein Konzept von Lebendigkeit.

 

Referentin: Prof. Dr. Anne Eusterschulte
Professorin für Philosophiegeschichte an der Freien Universität Berlin, forscht zur Fragen der Wissensgeschichte und Ästhetik in der Philosophie der Vormoderne und ist an der Leitung eines Forschungsprojekts zu englischen Übersetzungen der Schriften Böhmes beteiligt.

 

16.00 Uhr | Kaffeepause
16.30 Uhr | Imagination und die Zukunft bei Böhme (in englischer Sprache)*

Referent: Prof. Dr. Douglas Hedley
Professor für Religionsphilosophie an der Universität Cambridge

 

* Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung lagen noch keine weiteren Information zum Vortrag vor.

 

17.30 Uhr | Zur frühen europäischen Rezeption Jacob Böhmes

Böhme hat sich aus dem deutschsprachigen Raum, soweit wir wissen, kaum hinausbegeben und keinerlei Kontakte ins Ausland gehabt. So entbehrt, dass er 1624 in einem Brief schreibt, seine Schriften seien »in ganz Europa erschollen«, zu dieser Zeit noch jeder Grundlage. Doch wird dies bereits wenige Jahre nach seinem Tod zur Realität.

 

Referent: Dr. Günther Bonheim
Autor zahlreicher Publikationen u. a. zu Jacob Böhme, Wilhelm Müller, Paul Celan sowie Vorstandsmitglied der Internationalen Jacob Böhme Gesellschaft, Mitherausgeber der »Böhme-Studien« und Herausgeber der kritischen Böhme-Edition.

Freitag, 10.10.25

[~mehr anzeigen~]
Veranstaltungsort: Barockhaus, Johannes-Wüsten-Saal

9.00 Uhr |Böhme als Vordenker der europäischen Menschenrechte

Laut Böhme hat Gott alle Menschen mit einem göttlichen Funken ausgestattet. Daraus zieht Böhme Schlussfolgerungen über das Leben des Menschen – Ideen, die den Weg für moderne Menschenrechte ebneten.


Referentin: Dr. Lucinda Martin

Religionswissenschaftlerin am Forschungszentrum Gotha der Universität Erfurt, Veröffentlichung zahlreicher Publikationen zur frühneuzeitlichen Religion, v.a. zum Radikalpietismus und zu Jacob Böhme, Co-Kuratorin einer Reihe internationaler Ausstellungen über Böhme.

 

10.00 Uhr | »…in der Gelassenheit in Christo« - Trübsal und Trost in Texten des 17. Jahrhunderts

Im Vortrag wird ein Bogen von den Themenkomplexen »Melancholie« bis »Trostbrief« geschlagen, wobei ein Blick auf Böhmes spezifische Verwendung ausgewählter Begriffe geworfen wird.

 

Referentin: Dr. Tünde Beatrix Karnitscher
Sprach- und Literaturwissenschaftlerin, forscht zur mystisch-spiritualistischen Literatur Mittelosteuropas, 2015 Promotion an der Ludwig-Maximilians-Universität München und der Universität Szeged mit dem Dissertationsthema »Der vergessene Spiritualist Johann Theodor von Tschesch (1595–1649)«, im selben Jahr ausgezeichnet mit dem Jacob-Böhme-Preis.

 

11.00 Uhr | Kaffeepause
11.30 Uhr | (Al)chemische und soziale Harmonie

Der Vortrag untersucht die Ambivalenz der Alchemie: einerseits das Ideal einer universalen Harmonie und die Vision unbegrenzten Reichtums als Überwindung sozialer Ungleichheit, andererseits ihre Rolle in der Kriegsfinanzierung und in praktischen Innovationen – von Farbstoffen bis zu Düngemitteln.

 

Referent: Dr. Sergei Zotov
Historiker am Warburg-Institut der Universität London, forscht zur europäischen Alchemie und ihrer Bildsprache im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit.


12.30 Uhr | Führung durch die Sonderausstellungen der Görlitzer Sammlungen für Geschichte und Kultur »Die Gesichter Jacob Böhmes« und »Durch Jacob Böhme zum Seelenheil« im Barockhaus

Es führen: Kai Wenzel, Kurator für Kunst und Wissenschaftsgeschichte der Görlitzer Sammlungen und Dr. Steffen Menzel, Leiter der Oberlausitzischen Bibliothek der Wissenschaften

 

13.30 Uhr | Ende der Tagung
Veranstaltungsorte

Kulturforum Görlitzer Synagoge, Otto-Müller-Straße 3, 02826 Görlitz
Barockhaus, Johannes-Wüsten-Saal, Neißstraße 30, 02826 Görlitz

Veranstalter

Stadt Görlitz, Benedikt M. Hummel, Bürgermeister für Integrierte Stadtentwicklung

Organisation

Görlitzer Sammlungen für Geschichte und Kultur, Neißstraße 29, 02826 Görlitz
Tel.: +49 3581 671355
Mail: museum@goerlitz.de

Logo Stadt Görlitz Logo Kulturraum Logo Förderverein Logo