Neuerwerbungen
Rettung für Handschriften des Porzellan(mit)erfinders
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Zu den wertvollsten Handschriften der OLB in Görlitz gehört der mehr als 300 Jahre alte Manuskriptnachlass des Universalgelehrten Ehrenfried Walther von Tschirnhaus (1651–1708). Allerdings befindet sich das Konvolut in einem schlechten Zustand. Dank einer Förderung der Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturgutes (KEK), der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) sowie der Kulturstiftung der Länder konnte nun die Restaurierung der Papiere durch eine Leipziger Fachwerkstatt beauftragt und dem weiteren Zerfall Einhalt geboten werden. Tschirnhaus wurde am 10. April 1651 unweit von Görlitz in Kieslingswalde, dem heutigen Sławnikowice, geboren und studierte Rechtswissenschaften an der Universität im niederländischen Leiden. Seine persönlichen Leidenschaften galten jedoch der Mathematik, Physik und der Philosophie. Studienreisen quer durch Europa festigten sein umfassendes Wissen. Berühmt wurde v. Tschirnhaus für den Bau von Brenngläsern und -spiegeln, die durch ihre Präzision in ihrer Zeit unübertroffen waren. Gemeinsam mit Gottfried Wilhelm Leibniz trat er für die Gründung einer sächsischen Akademie der Wissenschaften ein. Seit 1701 arbeitete er mit Johann Friedrich Böttger in Dresden an der Weiterentwicklung der Glasfertigung sowie an keramischen Produkten. 1705 gelang die Herstellung des braunen „Böttger-Steinzeugs“ und zwei Jahre später dann die Fertigung des ersten Gefäßes aus Hartporzellan. Bevor jedoch der große Durchbruch für das europäische Porzellan in Meißen gelang, verstarb Ehrenfried Walther v. Tschirnhaus 1708 ganz plötzlich an der Ruhr. Sein Nachlass ist heute auf der ganzen Welt verteilt. Die fast 1000 Blatt starke Überlieferung in Görlitz ist ein besonderer Schatz der Wissenschaftsgeschichte und erinnert an einen großen Oberlausitzer. Bis zum Jahresende wird die Restaurierung abgeschlossen sein. |
Neuerwerbungen zu Arno Schmidt
Aus den Roßbreiten: drei Studien zu Arno Schmidts Roman “Die Gelehrtenrepublik”
Friedhelm Rathjen. Südwesthörn: Edition Rejoyce, 2019. 135 Seiten; 19 cm x 12 cm, 170 g- (Rejoyce pocket; 6) Im Sommer 1957 schrieb Arno Schmidt innerhalb von nur vierzehn Tagen den Kurzroman “Die Gelehrtenrepublik”, eine in die Zukunft projizierte Satire auf den Ost-West-Konflikt und gleichzeitig auf die Künstler- und Schriftstellerkolonie Darmstadt. Die halsbrecherisch schnelle Niederschrift, die sich in turbulenter Handlung und einem äußerst lebhaften Sprachgestus spiegelt, war Schmidt nur möglich, weil er sich Konzept und Details des Buches vorher schon präzis zurechtgelegt hatte, ausgehend von seinen Erlebnissen, Lektüren und Begegnungen in den Monaten zuvor. Eine besondere Rolle spielt dabei seine Arbeit als Übersetzer, die er ebenfalls satirisiert, indem er die “Gelehrtenrepublik” als angebliche Übersetzung eines amerikanischen Originaltextes in eine tote Sprache, das Deutsche, anlegt. In den drei Studien des Bandes “Aus den Roßbreiten” zeichnet Friedhelm Rathjen zunächst die Entstehung von Schmidts Roman minutiös nach (“The Making of ‘Gelehrtenrepublik'”), bevor er über die Analyse der Art und Weise, wie Schmidt Impulse zweier von ihm übersetzter Bücher aufnimmt und variiert, zu einer Deutung des Romans gelangt, die die Frage des Menschseins in den Mittelpunkt stellt. |
Neuerwerbungen zu Jacob Böhme
“De Tribus Principiis” oder Beschreibung der “Drey Principien Göttliches Wesens”
= Of the three principles of divine being, 1619/ Jakob Böhme; Andrew Weeks; Leigh Travis Ian Penman. Leiden, Boston: Brill, 2019. Einleitung und Kommentar englisch, Text deutsch und englisch Volume 1. / Jakob Böhme. Leiden, Boston: Brill, 2019. VIII, 865 Seiten (Aries book series; Volume 26) Die Abhandlung des großen Philosophen und Mystikers Jacob Böhme über die drei Prinzipien des göttlichen Seins von 1619 ist ein Schlüssel zu seinem Gesamtwerk, seinem historischen Kontext und seiner Rolle in der deutschen Geistesgeschichte. |